Allen anderen voraus
Ich hatte das Bedürfnis die Schnellste zu sein, wenn ich mit dem Rad oder Auto unterwegs war. Oder zumindest die Erste an der roten Ampel. (Nein, das ist kein Schreibfehler. Ich meine es so: Ich war diejenige, die mit einem Affenzahn dahinpreschte, nur, um dann als erste und entsprechend länger als alle anderen das rote Licht über mir zu bewundern. Und dann natürlich mit Gummi und Vollgas weiter zu flitzen, sobald es grün wurde. Egal, ob mit dem 2CV oder dem roten Flitzeauto.
Im Fitnesscenter fiel ich dadurch auf, dass ich am meisten machte. Übte jemand neben mir die „fliegenden Schultern“ mit einer 10-Kilo-Hantel, so nahm ich 15. Machte eine vermeintliche „Konkurrentin“ 100 Sit-ups, so machte ich 200. In meiner Spitzenzeit brachte mich das auf einen Durchschnitt von 600 Sit-ups pro Training. Man sieht, es gab auch andere Dämliche, die wiederum wegen mir ihre eigene Messlatte höher legten …
Letztendlich war ich jeden Tag zwei Stunden im Fitness Center, absolvierte meine lächerlich hohe Anzahl an Sit-ups, gefolgt von aggressivem Krafttraining, bei dem ich ans Limit ging und einer Stunde auf dem Laufband. Nach einem halben Jahr war mein Körper gestählt und ich am Ende. Ich hatte eine gründliche Allergie gegen Fitnessstudios entwickelt, die sich als unerträglicher Widerwille bis hin zum Brechreiz äußerte. Und so kam es, dass die äußeren Zeugen meines Trainings sukzessive verschwanden – die körperlichen Nebenerscheinungen wie eine Überreizung des Sonnengeflechts wurden jedoch über lange Zeit meine Begleiter.