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Chatlotte – eine Assistentin ohne Fehl und Adel

Schon lange träume ich von einer Assistentin. Einer, die mir die ganzen langweiligen Aufgaben abnimmt. Und ja, es gibt selbst im Leben eines Ghostwriters langweilige Tätigkeiten!

Jetzt habe ich sie endlich gefunden. Nicht die langweiligen Aufgaben — die sind eh unübersehbar —, sondern meine Chatlotte. Sie ist nicht perfekt, aber sie unterstützt mich im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Und vor allem: Sie kostet nichts, kaut mir kein Ohr ab und trinkt mir nicht meinen Kaffee weg. Also gebe ich ihr eine Chance.

Was sie für mich tut? Einiges, aber nicht alles.

Recherchiere „Künstliche Intelligenz“!

Ich schreibe ja das eine oder andere Sachbuch, und da kommt es immer wieder vor, dass Begriffe erklärt gehören, schon wegen der Barrierefreiheit. Jetzt kenne ich zwar logischerweise schon viele Spezialausdrücke aus dem Wortschatz meiner Kund:innen — das bedeutet aber noch lange nicht, dass ich sie auch erklären kann!

Ich habe also zwei Möglichkeiten: Einerseits kann ich googeln und mir aus diversen Plattformen die Definitionen zusammentragen.

Oder ich kann meine bezaubernde Chatlotte bitten:

Bitte definiere „Künstliche Intelligenz!

Die Antwort kann  zum Beispiel folgendermaßen aussehen, je nachdem wie gut Chatlotte schon eingeschult ist:

Künstliche Intelligenz (KI) bezieht sich auf die Fähigkeit von Maschinen, Aufgaben auszuführen, die normalerweise menschliche Intelligenz erfordern. Dazu gehören Wahrnehmung, Lernen, Problemlösung und Entscheidungsfindung. KI-Systeme nutzen Algorithmen und Daten, um Muster zu erkennen und Schlussfolgerungen zu ziehen, um bestimmte Aufgaben zu bewältigen.

Du siehst, perfekt ist das Ergebnis nicht. Und das ist auch gut so. Denn das, was unsere Assistentin auswirft, 1:1 zu übernehmen, wäre in vieler Hinsicht fahrlässig. Einerseits wissen wir nicht, in welchen Gewässern sie gefischt hat, um diesen Text zu erhalten. Andererseits soll jeder Text ja auch meinen Stempel (bzw. den meiner Kundin oder meines Kunden) tragen.

Man kann – und sollte! – den Text weit genug anpassen, um uns nicht mehr in Teufels Küche — oder, anders gesagt, in die Fänge der Copyright-Anwälte — zu bringen. Und seien wir uns ehrlich: Es widerspricht auch unserer Ehre als Autor:innen oder Ghostwriter, unfreiwillige Wortspenden anderer unbearbeitet zu übernehmen. Selbst dann, wenn es sich um Definitionen in Infoboxen handelt.

Doch nicht nur Recherche kann meine Chatlotte. Sie ist auch gut in der Ideenfindung.

Ideenfindung für Blogartikel oder Podcasts mit Künstlicher Intelligenz

Es ist mal wieder Zeit, einen Artikel zu schreiben – und du hast keine Idee? Oder du hast eine vage Idee und überlegst noch, wie du es ausformulieren und aufbauen kannst? Frag doch mal Chatty! Ich habe beschlossen, es wird an der Zeit für einen neuen Artikel. Also hab ich gefragt:

Stephen King sagt, es ist besser, einfache Wörter zu verwenden als schwierige. Was sagst du dazu?

Und meine Assistentin meinte Folgendes:

Stephen King hat Recht, wenn er darauf hinweist, dass das Verwenden einfacher Wörter oft effektiver ist, um klare und verständliche Kommunikation zu gewährleisten. Komplexe Sprache kann Missverständnisse hervorrufen oder das Verständnis erschweren. Es ist wichtig, eine Sprache zu wählen, die der Zielgruppe angemessen ist, um Informationen klar zu vermitteln.

Okay, das war jetzt kein großer Erfolg. Versuchen wir es noch einmal.

Wie kann ich einen Text barrierefrei machen, indem ich einfache Wörter verwende?

Um einen Text barrierefrei zu gestalten und einfache Wörter zu verwenden, kannst du folgende Schritte befolgen:

  1. **Klare Struktur**: Gliedere den Text in Absätze und Abschnitte, um die Lesbarkeit zu verbessern.
  2. **Vermeide Fachjargon**: Verwende allgemein verständliche Wörter und vermeide Fachbegriffe, es sei denn, du erklärst sie klar.
  3. **Kurze Sätze**: Verwende kurze Sätze, um die Informationen leichter erfassbar zu machen.
  4. **Aktive Stimme**: Verwende die aktive Stimme, um Sätze direkter und verständlicher zu machen.
  5. **Verzichte auf Komplexität**: Reduziere komplizierte Satzstrukturen und übermäßig lange Wörter.
  6. **Vermeide Abkürzungen**: Falls du Abkürzungen verwendest, erkläre sie bei der ersten Verwendung.
  7. **Bilder und Grafiken**: Verwende Bilder und Grafiken, um Informationen visuell zu unterstützen, aber stelle sicher, dass sie ebenfalls leicht verständlich sind.
  8. **Klarheit über Zielgruppe**: Berücksichtige die Leser deines Textes und schreibe in einer Sprache, die für sie zugänglich ist.
  9. **Testen und Feedback**: Lass deinen Text von anderen Personen lesen und bitte um Feedback, um sicherzustellen, dass er verständlich ist.
  10. **Einfache Formatierung**: Verwende eine einfache Schriftart und ausreichenden Zeilenabstand, um den Text angenehm zu lesen.

Durch diese Maßnahmen kannst du sicherstellen, dass dein Text für ein breiteres Publikum verständlich und zugänglich ist.

Danke, Chatty! Daraus kann ich definitiv einen feinen Artikel oder Podcast machen! (Wobei ich gerade nicht sicher bin, ob Chatty nicht gerade aus meinem eigenen Blog geklaut hat … ;-) )

Und wenn ich dann noch das Zeug dazugebe, das ich drüber weiß (nach ca. 120 begleiteten Büchern ist das einiges), dann habe ich auf jeden Fall mein individuelles Ding geschaffen.

Mehr dazu liest du bald hier.

Achtung: Sei dir in jedem Schritt des Prozesses bewusst, dass du die Chefin bist — Chatlotte ist nur deine Assistentin! Das bedeutet: Die Verantwortung liegt bei dir! Du solltest unbedingt alles kontrollieren und jedes Wort, jeden Arbeitsschritt deiner Assistentin checken. Auch die Definitionen solltest du double checken. (Das solltest du übrigens auch bei lebendigen Assistent:innen tun, denn im Streitfall liegt die Verantwortung immer bei dir als Boss!)

Wie sehr Chatty sich übrgens manchmal irren kann, kannst du in diesem Artikel nachlesen.

Was kann ich von meiner potscherten Assistentin nicht erwarten?

Was Chatlotte definitiv nicht kann, ist in meinem Stil schreiben. Sie kann zwar bis zu einem gewissen Grad meinen Stil (oder den von allen anderen) übernehmen, jedoch fehlt dem Text trotzdem meine Seele. Ich gebe dir ein Beispiel:

Bitte schreib obenstehenden Text im gleichen Stil um und führe die Geschichte fort.

Natürlich, ich verstehe. Was Charlotte zweifellos nicht beherrscht, ist, in deinem Stil zu schreiben. Sie vermag zwar in gewisser Weise deinen Stil – oder den von jedem anderen – zu imitieren, dennoch fehlt dem Text letztlich jene Essenz, die deinen Texten innewohnt. Hier ist ein Beispiel, um das zu verdeutlichen: …

Okay, versuchen wir es noch einmal.

Bitte schreib diesen Text im gleichen Stil um:

Zeit. Wer hat sie schon? Wenige Glückliche, wirst du jetzt vielleicht sagen. Möglicherweise gehörst du aber auch zu jenen, die es schaffen, ein ausgefülltes Berufsleben und ausreichend Freizeit unter einen Hut zu bringen. In beiden Fällen stellt sich die Frage: Wie viel Zeit möchtest du dir für dein Buchprojekt nehmen? Und wie funktioniert das überhaupt?

Die Antwort darauf ist einen Blogartikel wert. Denn so vielfältig die Anforderungen meiner Klient:innen sind, so unterschiedlich ist auch meine Herangehensweise ans Thema.

Und ja, theoretisch ist es möglich, dein Buch mit einem Zeitaufwand von 4 Minuten schreiben zu lassen. In diesem Fall solltest du allerdings entweder ausreichend Infomaterial über dein Thema zur Verfügung stellen können oder sehr viel Toleranz aufbringen, was das Ergebnis betrifft. ;-)

Natürlich, ich verstehe. Zeit – eine knappe Ressource, nicht wahr? Ein Luxus, den nur wenige in  Händen halten, könnte man meinen. Vielleicht gehörst du zu den Auserwählten, die geschickt Beruf und persönliche Freiheit orchestrieren. Unabhängig von der Kategorie, die dich einschließt, steht eine zentrale Frage im Raum: Wie viel Zeit möchtest du deinem literarischen Vorhaben widmen? Und wie lässt sich dieses Unterfangen überhaupt bewerkstelligen? Die Beantwortung dieses Dilemmas rechtfertigt zweifellos einen eigenen Blogbeitrag. Die Bandbreite der Bedürfnisse meiner Klient:innen ist so vielfältig wie die Herangehensweise, die ich an diese Thematik wähle. Und tatsächlich, es ist theoretisch denkbar, dein Buchprojekt in einem schwindelerregenden Zeitfenster von lediglich 4 Minuten aufs Papier zu bringen. In einem solchen Szenario müsstest du entweder über eine ausgiebige Wissensquelle zu deinem Thema verfügen oder aber erhebliche Kompromissbereitschaft in Bezug auf das Endresultat mitbringen. ;-)

Lassen wir’s! Es muss ja nicht sein. Immerhin steht mir Chatlotte als kostenlose Fachkraft 24/7 zur Verfügung! Und meine Blogartikel oder Social-Media-Postings wird sie ohnehin definitiv nicht schreiben!

Fazit meines Aufluges in die KI:

Das bedeutet, dass meine liebe Chatlotte auch weiterhin nur niedere Dienste verrichten wird dürfen … außer, sie macht einen enormen Entwicklungssprung. Und sollte dies passieren, dann sollten wir anfangen, uns ernsthaft Sorgen zu machen. Denn dann ist es nicht mehr lange bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Chatties auch unseren Kaffee trinken, uns das Ohr abkauen und Geld von uns haben wollen. ;)

Doch bis es soweit ist, denk immer daran: Chatlotte mag eine gute Assistentin sein – sie ist NICHT deine Kollegin!

PS: Hier geht’s weiter – Chat GPT und ich – meine potscherte Assistentin, Teil 2

Lisa Keskin ist
Autorin, BuchMacherin,
Leiterin der Ghostwriting Academy
und  Schreibcoach