Fanny (27) ist Mutter. Mit Herz und Seele kümmert sie sich fulltime um ihre beiden Kinder – und überlegt sogar, ein weiteres zu adoptieren. Das war es, was sie immer wollte. Nicht arbeiten gehen, kein Studium, sondern einfach Mutter sein.

Ruth (40) hat ebenfalls Kinder, vier Stück. Daneben – oder eigentlich hauptberuflich – arbeitet sie als Ärztin in einer Notaufnahme mit nicht immer familienfreundlichen Arbeitszeiten, hat zwei unabhängige Studien abgeschlossen und macht so nebenher ihre zweite Facharztausbildung.

Alberta (32) wollte nie etwas anderes als auf die Bühne. Singen, spielen, tanzen. Kinder waren nie ihr Ding. Männer übrigens auch nicht.

Ulrike (30) wiederum ist Karrierefrau, selbsternannte Tussi und Allroundgenie. Sie flucht wie ein Bierkutscher, löst Sudokus wie keine zweite und sieht aus wie der menschgewordene feuchte Traum jedes 18-jährigen.

Else (62) arbeitet 80 Stunden in der Woche, verbringt ihre Freizeit am liebsten beim Tauchen und futtert 2 Tafeln Schokolade pro Tag.

Natascha (21) ist eine Chaotin. Sie macht meist Home Office in ihrer Einzimmerwohnung, hasst ihren Staubsauger und lässt einmal pro Woche eine Putzfrau kommen, um ihren Fußboden von Zeit zu Zeit doch zu Gesicht zu bekommen. Leben tut sie hauptsächlich von veganer Pizza und Obst.

Roberta (37) ist Geschäftsführerin einer großen Agentur. Sie liebt das Leben in Luxus, ihren Bentley und ihren Schmuck. Zu Zeit datet sie einen Geschäftsmann, der in Zürich und Wien lebt.

Olga (57) ist Künstlerin. Sie lebt in einer WG, praktiziert »No Waste« und engagiert sich für Obdachlose und Asylwerber.

Cornelia (48) verbringt ihre Freizeit am liebsten damit, mit ihrem Skateboard durch den Park zu flitzen. Wenn sie nicht gerade ihrem Job bei der Müllabfuhr nachgeht, liest sie alles, was ihr in die Finger kommt.

Karla (45) ist polyamourös, das heißt in ihrem Fall, sie hat mehrere Partner beiderlei Geschlechts, mit denen sie zwar nicht zusammenlebt, aber gleichwertige Beziehungen führt.

Erna (61) wiederum hat gar keine Beziehung. Nie gehabt. Sie ist an derlei Dingen nicht interessiert, sondern lebt ganz für ihre Tiere. Derzeit hat sie 7 Katzen und 3 Hunde.

Nina (17) hat sich trotz des Unverständnisses ihrer Freundinnen dafür entschieden, ihren Hidschab nicht abzulegen, während ihre Schwester Pinar Jeans und Kurzhaarschnitt bevorzugt.

Tanja (43) hat ebenfalls keine fixe Beziehung, aber seit mittlerweile zehn Jahren einen verheirateten Geliebten, dessen Frau wiederum regelmäßig einen tantrischen Masseur aufsucht.

Ottilie wurde vor 37 Jahren im Körper eines Mannes geboren und darf sich seit drei Jahren nach mehreren Operationen endlich auch offiziell als Frau bezeichnen.

Traude (71) fährt Auto wie eine Wildsau und zeigt ihren Mitfahrern gerne und genüsslich ihren Mittelfinger. 

Anja (29) ist Bibliothekarin. Nach einem abgeschlossenen Studium lebt sie in einer offenen Beziehung und liebt S/M.

Leonie (13) will nach der Pflichtschule eine höhere technische Lehranstalt besuchen, um später Raketentechnik studieren zu können. Sie träumt davon, an einer Weltraumfahrt teilnehmen zu können.

Vorschnelles Urteil

Ich könnte diese Liste noch unendlich fortsetzen, doch ich glaube, ihr wisst, worauf ich hinauswill. Wie oft habt ihr euch beim Lesen dieser paar Zeilen ein Urteil gebildet, vielleicht ein nicht sehr schönes Urteil?

»Das tut man nicht!«

»Was – nur Mutter?«

»Wie kann man als Mutter so viel arbeiten?! Die armen Kinder!«

»Sollten Frauen nicht Kinder haben?«

»Die wird schon noch den Richtigen finden!«

»Eine Alternative – eh klar!«

»Eine Frau flucht nicht!«

Und so weiter und so fort.
Wir haben so viele Vorstellungen von richtig und falsch. Und davon, wie eine Frau zu sein hat.
Wir bauen Schubladen und versuchen, die Menschen in unserem Umfeld hineinzupressen.
Automatisch und ohne böse Absicht.
Und manchmal, wenn ein Mensch sich weigert, in eine Schublade zu passen, sind wir ganz überrascht, fast empört.
Wenn eine Frau älter ist, dann hat sie nicht Skateboard zu fahren oder ihre Wohnungstür abzuschleifen und neu zu lackieren, sondern mit den Enkeln in den Park zu gehen.
Wenn eine Frau jung ist, dann sollte sie sich einen anständigen Partner suchen und Kinder bekommen. Ob sie arbeiten gehen soll oder nicht, darüber scheiden sich die Geister.
Wie auch immer – es gibt »solls« ohne Ende.

Aber was wäre, wenn…?

Was wäre, wenn endlich jede Frau ihr Leben leben würde? Das Leben, das sie sich vorstellt, das zu ihr passt, ohne Rücksicht auf die Wünsche ihrer Eltern und Großeltern? Ohne den Erwartungen der Umwelt entsprechen zu wollen?

Was wäre, wenn wir uns endlich die Freiheit nähmen, wir selbst zu sein? Uns nicht dafür zu schämen, dass wir jemanden lieben, den andere für unpassend halten könnten? Uns so anzunehmen wie wir sind, auf Ansprüche von Modedesignern, die uns alle gerne in Size Zero quetschen würden, zu pfeifen? Den Sport machen, der uns Spaß macht, auch wenn wir körperlich, altersmäßig oder aus welchen Gründen nicht perfekt dafür sind??

Wenn wir das lernen und arbeiten, das uns Spaß macht, ohne uns von anderen dreinreden zu lassen?
Wir sind frei. Auch wenn uns das nicht immer bewusst ist. Auch wenn wir uns selbst oft etwas anderes einreden, aus Angst davor, uns zu exponieren.
Aus Angst davor, die Zustimmung unseres »Rudels« zu verlieren.

HEIMLICHTUEREI KOSTET UNSERE KRAFT!

Aus diesem Grund verheimlichen wir auch vieles vor den anderen:

  • Das wir liebend gerne viel Schokolade essen, auch wenn unsere Figur das nicht goutiert.
  • Dass wir einen Geliebten haben.
  • Dass uns eine offene Beziehung mehr reizen würde als eine herkömmliche Ehe mit zweieinhalb Kindern und einem Hund.
  • Dass wir im Saustall leben, weil wir einfach keine Lust haben, unsere Zeit mit Aufräumen und Putzen zu vergeuden.
  • Dass wir noch Jungfrau sind – oder eben nicht mehr.
  • Dass wir sehr konventionelle Ansichten haben – oder vielleicht ganz abgefahrene.
  • Das und vieles mehr. Die Liste ist unendlich.

Mach doch was du willst!

Den Weg des Verheimlichens, des Leisetretens, der Rücksichtnahme auf die Meinung anderer, den kennen wir schon, speziell wir Frauen. Und wir wissen, dass er nicht immer so toll funktioniert.
Warum versuchen wir es nicht einmal anders?

Mach was du willst, steh zu dir, leb dein Leben! Sei Frau, sei glücklich – und vor allem: sei du!
Es gibt dich nur einmal, du bist das einzige Wesen auf dieser Welt, das weiß, wie DU glücklich sein kannst, was DIR guttut und wie DU leben willst.

Wenn wir jeden Tag nur ein kleines bisschen mehr wir selbst sind, mehr uns selbst annehmen in unserer perfekten Unvollkommenheit, in unserer Individualität, dann können wir alle beim nächsten Tag der Frau, am 8.3. 2019, schon einen großen Schritt weiter sein, in unserer Freiheit und unserem Selbstverständnis.

In diesem Sinne, einen beschaulichen und erfolgreichen Tag der Frau euch allen wunderbaren Weibern da draußen – und auch euch Männern and everything in between. :-)

Lisa

PS: Wenn du meine Botschaft für den Weltfrauentag lesen möchtest, dann schau dir einfach die Anfangsbuchstaben der Frauennamen ganz zu Beginn dieses Artikels an! ;-)

Lisa Keskin

Lisa Keskin ist
Autorin, BuchMacherin,
Leiterin der Ghostwriting Academy
und  Schreibcoach

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