Überrasch deine Leser:innen

Dein Buch soll im Gedächtnis bleiben? Die Brüder Chip und Dan Heath haben hierzu ein Meisterwerk geschrieben, das sich eigentlich auf den Werbemarkt bezieht. Wie auch wir Autor:innen diese Prinzipien für uns anwenden können, findest du in dieser Blogserie.

Im ersten Teil ging es darum, sich einfach auszudrücken. Nun geht es um das Unerwartete.

Lass dich überraschen …

So oder so ähnlich sang Entertainer Rudi Carrell in den Achtziger Jahren in seiner Show. Und auch heute noch gilt: Überraschungen bleiben uns in Erinnerung. Dafür bricht man am besten Muster und „enttäuscht“ Erwartungen. Dies muss nicht so negativ sein wie es klingt. Denn schließlich haben wir ja nicht immer nur positive Erwartungen – oder?

Durchbrich Muster

„The most basic way to get someone’s attention is this: Break a pattern. Humans adapt incredibly quickly to consistent patterns.“

Der einfachste Weg, jemandes Aufmerksamkeit zu erzielen, ist dieser: Durchbrich ein Muster. Menschen passen sich unglaublich schnell an Muster an.

Dan and Chip Heath
Made to stick

Wie bringst du deine Botschaft am besten an den Mann oder die Frau? Indem du Interesse erzeugst, das wiederum zu Aufmerksamkeit führt.

„Du kannst niemanden dazu zwingen dir zuzuhören“, das weiß jeder, der Kinder hat. Und viele Vortragende, Lehrer und Trainerinnen.

Was du jedoch machen kannst: ein Muster durchbrechen.

Unter Affen

Eines der schrägsten Beispiele habe ich persönlich bei einem Vortrag erlebt. Während ich darauf wartete, dass es endlich anfängt und dabei intensiv mit meinem Handy spielte, ertönte plötzlich neben mir wüstes Gebrüll und ein bärtiger Typ stürmte an mir vorbei. In der Hand hielt er einen menschlichen Oberschenkelknochen. Dass ich das Handy vor Schreck fast in hohem Bogen durch den Raum geschossen hätte, versteht sich von selbst. Wie auch immer, ihre Aufmerksamkeit war gefesselt. Dieser Typ war übrigens ein Speaker, dessen Vortragsthema lautete: „Unter Affen: Warum das Büro ein Dschungel ist“.

„Was würdet ihr für Geld alles machen …?“

Ich selbst liebe es auch, in meinen Vorträgen Muster zu durchbrechen. Bei einem meiner ersten Vorträge vor den Teilnehmerinnen im Unternehmensgründungsprogramm begann meine Rede mit: „Was würdet ihr für Geld alles machen?“

Ich hörte genussvoll, wie alle nach Luft schnappten. Ein Raum voller Frauen, zukünftige Unternehmerinnen – und dann diese Frage?

Nachdem ich auch ein Fan von Cliffhangers bin, werde ich hier nicht auflösen, wie es weiterging. Wenn dich das interessiert, kannst du mich … gerne mal anschreiben. :-)

Aufwachen!

Die Überraschungstaktik funktioniert deswegen so gut, weil unser Gehirn auf Gewohntes und Konsistenz nicht mehr reagiert und sich nur auf das fokussiert, das anders ist. Bei Gewohntem stumpfen wir ab, während wir auf Veränderungen reagieren und dadurch wachgerüttelt werden – manchmal sehr wach, wie Sie in meiner ersten Geschichte oben lesen können.

Damit also etwas hängen bleibt, muss es anders und unerwartet sein. Wir kennen das aus Büchern, Filmen und Serien: Manchmal plätschert es vor sich hin, wir passen gar nicht mehr richtig auf und plötzlich – Boom! – gibt es einen Überraschungseffekt. Und schon sind wir wieder aufmerksam, interessiert und vor allem auch neugierig, wie es weitergeht.

Fazit: Hier gilt es für uns als Autor:innen, eine gewisse Originalität einzusetzen, ohne zu übertreiben. Was passt zu uns? Wo haben Sie Ihr Quäntchen Unerwartetes versteckt? Niemand ist homogen. Oftmals liegt das Unerwartete im Detail. Diese kleinen Details können wir gut einsetzen, um mit der Erwartungshaltung der Leser:innen zu spielen.

Tipp: Sei mutig – auf Sicherheit bedacht gibt es schon zu oft!

Und hier geht es weiter zu Teil 3.