Storytelling für dein Sachbuch
Im ersten Teil dieses Artikels „Dein Sachbuch: Mach es wie Facebook – Memes und Zitate“ hast du erfahren, warum es einen zusätzlichen Nutzen für dein Buch bietet, wenn du es so abwechslungsreich wie möglich aufbaust und gestaltest. Im zweiten Teil widmen wir uns intensiv dem Thema „Storytelling“ und der Frage, wie ein gedrucktes Buch interaktiv funktionieren kann.
Tell me a story … was hat das mit einem Sachbuch zu tun? Sehr viel – und es gibt tatsächlich verschiedene Möglichkeiten, es zu nutzen.
Storytelling für dein Sachbuch 1: Identifizierung
Einerseits kannst du Geschichten verwenden, mit denen deine Leser:innen sich identifizieren können.
Ich erinnere mich an einen meiner ersten Kunden, der ein ganzes Buch auf Storytelling aufbaute. Er wollte über sein Thema einen Ratgeberroman schreiben. Nachdem wir schon längere Zeit miteinander gearbeitet hatten, war es mir ein Leichtes, schon nach einem kurzen Briefing seine Gedanken aufzunehmen und zu einer flüssigen Geschichte über das Leben im Walde und seinen Konnex zu seinem eigenen Thema als Coach zu schreiben.
Das Buch wurde für ihn zu einem solchen Erfolg, dass er im Herbst 2018 schon für das gesamte Jahr 2019 ausgebucht war.
Hat dir die Geschichte Lust gemacht, dein eigenes Buch zu schreiben? Dann hat das Storytelling sein Ziel erreicht. ;-)
Storytelling für dein Sachbuch 2: den Leser deine Geschichte miterleben lassen
Du hast eine Geschichte, die du mit deinen Leser:innen teilen möchtest; zum Beispiel die Entstehung deines Unternehmens, die sehr emotional ist und eine Heldenreise beinhaltet?
Nun, bei mir war es so: Buchstaben und Farben waren immer schon meine besten Freunde. Ich versuchte vieles, verlief mich oft. Und dennoch folgte ich immer meinem Herzen. Was ich lange nicht wusste, war, wo es mich hinbringen würde.
Ich begann in einem technischen Beruf, was für Mädchen in meiner Jugend noch eher ungewöhnlich war. Doch schon bald musste ich feststellen, dass für mich der Weg woanders hingehen musste, wenn ich überleben wollte. Ich hatte und habe das unselige Talent, zu viel zu arbeiten, wenn ich von einer Sache begeistert bin. Mitten in einem Beinahe-Burnout zog ich die Reißleine und verließ ganz spontan an einem Vormittag im Oktober meine Arbeitsstelle und ging nie mehr zurück.
Danach kam die Phase der Umorientierung: Ich eröffnete gemeinsam mit meinem damaligen Lebensgefährten und heutigen besten Freund einen Shop für Sammlerartikel, reiste in die Staaten, um Ware einzukaufen und übernahm die Korrespondenz (da haben wir wieder die Buchstaben!).
Später entschloss ich mich, etwas völlig anderes zu versuchen: Ich gründete ein Institut für Körperbehandlungen und Tantra, machte viele neue Ausbildungen in diesem Bereich und begann nebenher, Kurzgeschichten zu schreiben. In dieser Zeit lernte ich viel über Marketing, schrieb in unzähligen Foren, wagte es, meine Webseite absolut unzeitgemäß mit super frechen Texten zu versehen und etablierte mich sehr schnell sehr gut auf dem Markt.
Doch irgendwann, nach vielen Jahren, rief mich meine Leidenschaft für Buchstaben und Farben wieder lauter – und ich folgte ihr.
Ich besuchte einen Jahreslehrgang für Marktkommunikation, Mediendesign und Werbung und war endlich soweit, es mir einzugestehen: Bücher sind mein Leben!
Das erste „fremde“ Buch, das ich bei seiner Geburt unterstützen durfte, war übrigens pikanterweise die Lebensgeschichte einer Domina.
Seither sind viele Themen hinzugekommen, doch bisher erst eines, das außerhalb meiner Komfortzone lag: Das Buch von jemandem, der mit der Welt abrechnen wollte.
Warum ich es trotzdem gemacht habe? Das erzähle ich dir ein anderes Mal. ;-)
Storytelling für dein Sachbuch 3: Figuren erfinden
Kennst du Bert Blubb? Ich habe ihn vor vier Jahren kennengelernt. Oder eigentlich – erfunden.
Bert war damals ein einsamer Fisch, der viele Facetten von Diversität abdeckt. Gekommen ist er aus Nassau, wo er in einer ungewöhnlichen Familie aufgewachsen ist. Seine Oma, die schon leicht dement ist, legt sich gerne einmal mit Haien oder anderen größeren Fischen an, weil sie vergisst, dass sie selbst ein Goldfisch ist. Einer seiner Onkel ist ein Piranha, und bei jeder Familienfeier ist Obacht geboten, dass er den anderen Fischen kein Ohr abkaut.
Bert selbst hatte bald genug von seiner chaotischen Familie – obgleich er sie aus der Ferne heiß liebt – und machte sich auf die Reise in die Fremde. Er landete … im Donaukanal! Dort blies er Trübsal und fühlte sich einsam, bis er von uns aufgenommen wurde. Er lebt nun in unserer Badewanne und ist unser Boss.
Das ist dir alles ein bisschen zu viel? Kann ich gut verstehen. Dennoch ist das die Geschichte, die – in kleinen Abschnitten erzählt – den Erfolg von blubbb – die Kommunikationswerkstatt ausmacht, der Agentur, die ich gemeinsam mit Monika Lexa im Jahr 2016 gründete.
Wir sind übrigens nicht die einzigen, die einen seltsamen Fisch-Kult treiben. So lernten wir im Netz (!) den Herrn Edgar kennen, einen amerikanischen Fisch, der Social Media-Tools vertreibt. Leider ist Edgar a greedy little son of a fish, daher mussten wir die Bekanntschaft zwischen ihm und unserem Bert aus finanziellen Gründen unterbinden. Bert hat übrigens sogar ein eigenes Social Media-Profil und freut sich über deine Kontaktanfrage.
Storytelling: Helden und Heldinnen
Du siehst: Es gibt viele Arten, Storytelling zu betreiben. Und es muss nicht immer ernsthaft und seriös sein. Es sollte zur Zielgruppe passen – doch auch da stellt sich die Frage, ob die Leute so spießig sind, wie wir ihnen manchmal unterstellen. Natürlich gibt es Grenzen. Ob es ein Bestattungsunternehmen wagt, Klappi das Skelett als Maskottchen zu haben oder das Finanzamt sich traut, Schnappsi den Beutelschneider zu etablieren, das sei dahingestellt.
Ansonsten jedoch rate ich zu einer gewissen Entspanntheit – langweilig gibt’s nämlich schon, Zumeist sogar in rauen Mengen. Gerade in letzter Zeit wagen es tatsächlich selbst an sich hochseriöse Institutionen, sich vom Staub zu befreien.
Top-Beispiele hierfür sind das Bestattungsmuseum Wien mit ihrem T-Shirt-Shop und die Büchereien Wien, die sich mit ihrer Social Media-Kampagne ebenfalls weit aus dem Fenster lehnen und damit ihre Kunden und Kundinnen begeistern.
Wenn du mehr zum Thema Storytelling lesen möchtest, empfehle ich dir auch den Artikel „Heroes vs Villains oder der Schlag eines Schmetterlingsflügels“
Persönliches
Ich lese, seit ich viereinhalb Jahre alt bin; meine Großeltern verbrachten sehr viel Zeit mit mir, und ich weiß nicht, wie oft ich mit meiner Oma am Küchentisch saß und sie bat, mir mehr zu zeigen. Ich wollte lesen lernen! Als ich in die Schule kam, las ich bereits perfekt und durfte – das werde ich nie vergessen! – in den ganzen vier Jahren meiner Volksschulzeit nur ein einziges Mal vorlesen. Während die anderen die Buchstaben noch einzeln ausspuckten, las ich flüssig. Daher durften die vorlesen, die es nicht konnten. Dass ich mich langweilte, können Sie sich sicher vorstellen! Verstehen Sie mich nicht falsch – ich war alles andere als ein Wunderkind. Als kleiner Pummel war ich in Turnen eine Pfeife und in Betragen hatte ich immer einen Zweier, weil ich gerne tratschte. Aber lesen – und bald auch schreiben – konnte ich.
Schon mit sechs Jahren war ich Stammgast in den beiden Büchereien in der Ortschaft, in der ich aufwuchs. Zwei Mal in der Woche ging ich mit drei Büchern nach Hause – mehr waren nicht erlaubt. Und schon bald bekam ich Angst, dass ich in absehbarer Zeit nichts mehr zu lesen haben würde, weil ich alles schon kannte. Dass Bücher geschrieben wurden und dass auch ich schnell in nicht mehr ganz altersgerechte Bücher hineinwachsen würde, das war mir nicht bewusst. Und schon gar nicht war mir klar, dass ich irgendwann – in gar nicht allzu ferner Zukunft diejenige sein würde, die für Nachwuchs in der steigenden Zahl der Bücher sorgen würde.
Das ist meine Story – oder eine davon. Wenn du in meine Biografie schaust, wirst du eine völlig andere finden, an anderen Stellen wieder eine andere. Was diese Geschichten jedoch verbindet: Sie sind alle wahr. Ich beleuchte in jeder davon unterschiedliche Aspekte meiner Person, doch ich lüge nicht. Niemals. Nicht in meiner Biografie. Und auch sonst höchst selten bis nie. :-)
Eine Biografie – mit Spotlights auf den Inhalt deines Buches – hat durchaus das Recht auf einen Platz in deinem Buch. Sie sollte allerdings etwas spannender sein als das, was du in deiner Bewerbung für irgendeinen Posten im Jahre 1989 geschrieben hast.
Ich bin da ein Fan von „Zitronenkuchen statt Knäcke“ – also: keine trockenen Fakten aufreihen, sondern Bilder im Kopf deiner Leserinnen und Leser erzeugen.
Fotos
Persönliche Fotos können deinem Buch durchaus eine neue Dimension geben. Zeig dich, so wie du wahrgenommen werden möchtest. Nicht in der großen Pose, sondern als Mensch. Gerade, wenn du mit Menschen zu tun hast, kannst du über Bilder den Kundenfluss steuern: Wer soll zu dir kommen? Wie sollen deine Kund:innen dir gegenübertreten?
Wenn du meinen Blog einigermaßen aufmerksam verfolgst, wird dir der Beitrag „Schreiben für alle Sinne“ aufgefallen sein. Menschen nehmen ihre Umwelt auf unterschiedlichen Kanälen wahr und verwenden diese Kanäle unterschiedlich stark. Daher ist es auf jeden Fall sinnvoll, auch so weit wie möglich alle Kanäle zu bedienen.
Hier hast übrigens einen massiven Vorteil gegenüber Facebook: Du kannst die Haptik deines Buches bestimmen! Soll das Papier hauchdünn oder fest sein? Soll es Hardcover oder Softcover sein? Fotopapier oder eher rau? Du hast die Wahl!
Interaktive Bücher
Aha, denkst du vielleicht. E-Books? Ja. Auch. In E-Books hast du natürlich am einfachsten die Möglichkeit, Links einzubauen. Das ist ein sehr gängiges System.
Doch auch bei gedruckten Büchern kannst du die Interaktivität fördern, zum Beispiel mithilfe von QR-Codes. Diese kannst du kostenlos aus dem Netz laden und mit einer Webadresse Ihrer Wahl hinterlegen. Wenn man danach mit dem Smartphone den Code scannt, wird man automatisch an die entsprechende Webadresse weitergeleitet.
Gegen wenig Geld hast du die Möglichkeit, diese Webadresse immer wieder zu ändern – sei es, weil du ein neues Angebot hinterlegst, sei es aus diversen anderen Gründen wie zum Beispiel, dass sich neue Inhalte ergeben haben, die im gedruckten Buch noch nicht verfügbar sind. So kannst du einerseits auch ein gedrucktes Buch immer up to date halten, andererseits deine Leser:innen dazu bewegen, immer wieder einmal deine Webseite zu besuchen.
Dein Buch wie Facebook – nur besser!
Ein Buch dem – nach der Bibel – mittlerweile bekanntesten Buch der Welt (also Facebook) nachzuempfinden ist gar nicht so schwer. Wenn du dennoch Unterstützung dabei benötigst, weil dir Zeit oder Ideen fehlen, dann freue ich mich über deine Kontaktaufnahme!
Herzlichst,
Lisa