Werde ruhig handfest!

Was braucht ein Buch, um im Gedächtnis zu bleiben? Und was kannst du als Autorin dazu beitragen? Im dritten Teil der Serie wird es konkret.

In Teil eins haben wir es „einfach“ gehalten.

Teil zwei war „unerwartet“.

Nun geht es ans Eingemachte.

Pack deine Leser:innen bei den …

… huch! Nicht, was du dachtest! Oder – eigentlich schon, um ehrlich zu sein. Nichts liest sich schlimmer als Geschwurbel, das nie zum Punkt kommt. Damit eine Idee, eine Geschichte, Wissen haften bleibt, brauchen wir es handfest.

Und je eher wir als Leser:innen Bezug zu einem Inhalt bekommen, umso leichter ist es für uns, es zu verstehen und es uns in der Folge auch zu merken. Es geht also darum, Bilder zu erzeugen und eine persönliche Identifikation zu ermöglichen.

Sei konkret!

„Language is often abstract. But life is not abstract.“

„Die Sprache ist oft abstrakt. Aber das Leben ist nicht abstrakt!“

Dan and Chip Heath
Made to stick

Dabei ist es immer hilfreich, alle fünf Sinne anzusprechen. Wenn wir etwas sehen, riechen, schmecken, hören, fühlen können, dann fühlt es sich für uns real an. Dann ist es auch konkret. Auch, wenn dieses Sehen, Riechen, Schmecken, Hören, Fühlen „nur“ in unserem Kopf stattfindet.

Im Unterschied dazu ist alles, das ein reines Konzept ist, für uns zu abstrakt, als dass wir es uns wirklich vorstellen können.

Ein Beispiel: Wir können uns einen Automotor bildlich vorstellen, wir können uns den Lärm vorstellen, vielleicht sogar den Geruch. Womit wir uns schwer tun ist, uns das Konzept der „hohen Leistungsfähigkeit“ vorzustellen.

Auf ein Buch kann diese Idee beispielsweise auf die Verwendung von Fachvokabular umgelegt werden: Als Leser:innen tun wir uns schwer, uns darunter etwas vorzustellen, wenn wir nicht selbst Expert:innen in diesem Bereich sind.

Hier ist es unsere Aufgabe als Autor:innen, unsere Fachsprache entsprechend aufzubereiten.

Was bedeutet „konkret“?

„Konkret“ bedeutet, Bilder im Kopf erzeugen. Wir pflanzen Blumen im Kopf unserer Leser:innen, töten mit ihnen ihre Drachen oder nehmen sie an der Hand, wenn sie in einem Thema festhängen. Wir eisen sie los, geben ihnen Wind unter den Segeln und lassen sie abheben.

Wir erzählen ihnen Geschichten.

Ein Babyelefant

Lass dich auf die Gedankenwelt deiner Leser:innen ein.

Wenn du etwas beschreiben möchtest, das nicht allgemein geläufig ist, setz einen Bezugsrahmen. Dieser kann je nach Zielgruppe angepasst werden. Du kennst sicher den Vorschlag, eine Distanz anhand einer Anzahl von aneinandergereihter Fußballfelder zu beschreiben. Das wird bei Fußballinteressierten sicher funktionieren.

Doch das ist nur eine Möglichkeit. So griff zum Beispiel die österreichische Regierung während der Corona-Krise darauf zurück, die optimale sichere Distanz zwischen zwei Menschen mit der Länge eines Babyelefanten zu beschreiben.

Dieser Babyelefant wird aus unserer Umgangssprache lang nicht wegbekommen zu sein. Er ist also „Made to stick“!

Fazit: Lass deine Fantasie spielen, ohne es zu übertreiben. Viele Gefühle, Fakten, Maßeinheiten lassen sich mit konkreten Bildern beschreiben. Was könnte deine Zielgruppe ansprechen?

Tipp: Alles wird konkreter, wenn du es mit einem Beispiel oder einem Bild untermalst.

Lisa Keskin ist
Autorin, BuchMacherin,
Leiterin der Ghostwriting Academy
und  Schreibcoach

Ich freu mich über eine Nachricht!